Reine Kopfsache

Schlaues Gehirn – ganz dumm! – Teil 4

Was du über das Bewusstsein wissen solltest

Unter Bewusstsein verstehen wir nicht nur den Zustand, den wir haben, wenn wir nicht gerade schlafen oder bewusstlos sind. Dieser Wachzustand ist nicht gemeint, wenn wir vom Bewusst-Sein reden, mit dem wir uns hier befassen wollen.

Bewusst-Sein bedeutet:

Ich bin mir meiner Gedanken bewusst und entscheide aktiv, wie ich darauf reagiere, weil ich ganz bewusst im Hier und Jetzt lebe. Ich bin mir meiner selbst bewusst, weil ich meine Stärken und Schwächen kenne. Ich selbst kreiere mir bewusst das Leben, das ich mir wünsche und arbeite aktiv daran, dieses Leben führen zu können.

Je bewusster der Mensch sich seiner selbst wird, desto mehr Verantwortung kann er für sein Leben übernehmen und die Dinge steuern und in eine gewünschte Richtung lenken. Um die hier gemeinte Form des Selbst-Bewusstseins zu erlernen, braucht es jedoch ein gewisses Verständnis der eigenen mentalen Situation und den Willen, aktiv zu werden.

Dadurch, dass wir von klein auf vieles anerzogen bekommen haben oder uns selbst antrainiert haben, haben sich die wenigsten mit dem Bewusst-Sein auseinandergesetzt. (Mehr dazu im nächsten Abschnitt). Der Mensch wird in eine Gesellschaft geboren, die viele Regeln hat und gewisse Verhaltensweisen voraussetzt, um darin bestehen zu können. Bereits in der frühen Kindheit machen wir die Erfahrung, welche Verhaltensweisen erwünscht sind und welche nicht. Und natürlich passen wir uns entsprechend an, denn wir wissen es ja nicht besser!

Was uns aber nicht beigebracht wird, ist, dass wir auch das Recht haben, gewisse Dinge zu hinterfragen, ob sie so auch für uns passen. Die meisten von uns haben nie gelernt, in sich selbst hineinzuhören und auf sich selbst zu achten und haben demzufolge auch keinen bewussten Umgang mit sich selbst und den Einwirkungen der Umwelt auf unsere Psyche. Als Kind übernahmen unsere Eltern die Verantwortung für die Entwicklung und Ausprägung unserer Verhaltensmuster und später dann unser eigenes, von außen geprägtes Gehirn, das die bereits verinnerlichten Programme abspult, ohne dass wir uns dessen bewusst sind.

Dieses Bewusst-Sein müssen wir in der Regel zunächst einmal erlernen, damit wir selbst unser Leben aktiv in die Hand nehmen und beeinflussen können.

Wann sind wir nun „bewusst”?

Das Bewusst-Sein findet nur statt, wenn wir uns absolut im Hier und Jetzt befinden. Wenn wir alle abschweifenden Gedanken ausschalten und die gesamte Aufmerksamkeit dem Moment und unserem Tun widmen.

Beispiel: Du bist gerade dabei, das Abendessen vorzubereiten. Physisch bist du zwar anwesend und schneidest das Gemüse oder stellst gerade den Kochtopf auf den Herd. Gedanklich bist du jedoch ganz woanders. Entweder du bist noch in der Arbeit, da du dort noch ein Problem zu lösen hast, das heute aufgetreten ist, oder du bist mit deinen Gedanken in der Zukunft, weil du überlegst, was du morgen für Termine hast. Du bist aber nicht im Hier und Jetzt, nämlich beim Kochen.

Da es uns im Laufe unseres Lebens bereits zur Gewohnheit geworden ist, dass wir die meiste Zeit nicht bewusst sind, sondern mit den Gedanken entweder in der Vergangenheit oder in der Zukunft festhängen, können wir den Moment nicht genießen. Auch Stress und Druck können dadurch entstehen, dass sich unsere Gedanken irgendwohin verrannt haben. Wir können nicht mehr aus diesem Hamsterrad aussteigen, weil wir nicht einmal wissen, dass wir in einem solchen sitzen. Unsere Gedanken haben sich verselbständigt, ohne dass wir es überhaupt gemerkt haben. Es ist für die meisten zur Normalität geworden.

Diese „Normalität” gilt es nun zu durchbrechen und das Bewusst-sein aufs Neue zu trainieren. Nur so kann dann Veränderung stattfinden und der Weg zu einem glücklichen Leben geebnet werden.

Wie ich bereits im vorherigen Kapitel geschrieben habe, sind wir nur ca. 2 – 5% des Tages wirklich „bewusst” im hier geschilderten Sinne. Meist dann, wenn wir entweder etwas Neues lernen, was unsere komplette Konzentration erfordert, oder wenn wir eine Tätigkeit ausführen, die unsere vollste Aufmerksamkeit beansprucht, weil sie z. B. gefährlich ist. Alles andere, was wir tagsüber machen, erfolgt unbewusst.

Natürlich kann man das Bewusstsein nicht bis ins Unendliche steigern, aber verbessern kann man es allemal.

Beispiel: Mein Arbeitskollege schafft es immer wieder, mich auf die Palme zu bringen. Allein sein Blick macht mich wütend und ich könnte im an die Gurgel springen, obwohl ich erst zwei Wochen mit ihm zusammenarbeite und er „eigentlich” immer freundlich zu mir war. Erst, als mir bewusst wurde, dass er meinem Ex ähnelt, der mich zutiefst verletzt hat, wusste ich, warum das Zusammenarbeiten mit dem Kollegen nicht klappte. Obwohl mein Arbeitskollege nichts dafür konnte, projizierte ich meine Verletzungen auf ihn. Erst durch das Bewusstwerden, dass mein Ex der Auslöser ist, konnte ich meine Reaktion gegenüber dem Kollegen ändern. Immer öfter nahm ich bewusst wahr, wenn die Wut in mir aufstieg, und ich hinterfragte, was es damit auf sich hat. So konnte ich mit der Zeit mein Verhalten und mein Verhältnis gegenüber dem Arbeitskollegen ändern und heute haben wir viel Spaß in unserer Zusammenarbeit.

Zum Schluss möchte ich dir noch eine kleine Übung mit auf den Weg geben, die dir den Einstieg in das Bewusst-sein erleichtern kann:

Setze dich für fünf Minuten an einen für dich schönen Ort und beobachte dich und deine Umwelt. Atme ein paarmal bewusst tief aus und ein. Beobachte mit all deinen fünf Sinnen (hören, sehen, riechen, fühlen, schmecken).

Was nimmst du jetzt im Moment wahr?

Was siehst du?

Was fühlst du?

Was riechst du?

Was hörst du?

Was schmeckst du?

Wenn du alles wahrnimmst, stelle dir bitte folgende Fragen:

Wieviel davon nimmst du normalerweise wirklich bewusst wahr?

Wieviel nimmst du normalerweise nicht wahr?

Ich wünsche dir viel Spaß mit der Übung und würde mich freuen, wenn du deine Erfahrungen mit mir teilst.

Schreibe mir gerne eine E-Mail an hello@sabine-reischl.com oder besuche meine Coaching-Webseite www.sabine-reischl.com. Ich freue mich auf dich!

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